Fellwechsel

Fellwechselzeit ist Spurenelementezeit

Natürliche Anpassungen wie der Fellwechsel benötigen eine längere Anlaufzeit. So hat sich die „innere Uhr“ auch beim Pferd im Laufe der Evolution als ein entscheidender Vorteil herausgestellt. Würde die Entstehung des wärmenden Winterfells erst mit dem Abfall der Temperaturen im Winter in Gang gebracht werden, wäre der Energieaufwand für die Thermoregulation während der Zeit des Fellwachstums zu hoch. Der circannuale Rhythmus ermöglicht dem Tier ein vorausschauendes Agieren, bereits bevor sich die Temperaturen verändern.

Zeit für den Fellwechsel

So beginnt der Fellwechsel des Pferdes von Winter- auf Sommerhaarkleid jährlich mit der Wintersonnenwende (21.12.) und der Fellwechsel von Sommer- auf Winterhaarkleid mit der Sommersonnenwende (21.06.) und der darauffolgenden Veränderung der Tageslicht-Länge (Photoperiode). Während der Dunkelzeit synthetisiert das sogenannte Pinealorgan (Glandula pinealis) das Hormon Melatonin, welches als Taktgeber für die Länge der Nacht verantwortlich ist. Wie genau der jahreszeitliche Rhythmus gesteuert wird, konnte noch nicht gänzlich geklärt werden.  

Fest steht jedoch, dass der Organismus während des Fellwechsels einen Mehrbedarf an Vital- und Mikronährstoffen aufweist. Besonders die Winterfütterung mit reinen Heurationen kann den steigenden Bedarf oftmals nicht gänzlich decken. Deutlich wird dies bei fellreichen Robustrassen wie Isländern, Tinkern oder Friesen, die aufgrund von Hautproblemen (Mauke, Ekzem) oftmals proteinarm ernährt werden. Dabei wird vernachlässigt, dass der Körper für die Produktion von Deckhaar, Unterwolle, Schweif- und Mähnenhaar Proteine benötigt. Der tägliche Bedarf liegt bei 0,5-1 g Protein je kg Körpergewicht. Proteine sind „Bausteine des Lebens“ und setzen sich aus etlichen Aminosäuren zusammen. Von den Aminosäuren sind einige essentiell und müssen über die Nahrung aufgenommen werden. Warum sie auch eine Rolle in der Fellbildung spielen, zeigt sich bei einem genaueren Blick auf das Haarkleid. Die mittlere Schicht eines Haares besteht hauptsächlich aus Keratinfasern, die sich wiederum aus Aminosäuren zusammensetzen. Keratine sind nicht nur Hauptbestandteil von Haaren, sondern auch der Hufe. Daher kann ein Proteinmangel nicht nur für Haarausfall und brüchiges Fell verantwortlich sein, sondern auch für brüchige Hufe. Stehen neben zu wenigen Aminosäuren auch nur marginal Mineralstoffe als Baustoffe zur Verfügung, sind Fell- und Hufprobleme vorprogrammiert, denn neben Keratin enthält ein Gramm Deckhaar ca. 3 mg Mengen- und Spurenelemente.

Texte & Bilder Copyright @ St. Hippolyt



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